Ein Tagesworkshop mit Yvonne Robel (Hamburg) und Kathrin Herold (Bremen)
Antiziganismus – das bedeutet in vielen europäischen Ländern offene Gewaltanwendung gegen Roma und andere als „Zigeuner“ bezeichnete oder verstandene Menschen seitens des Staates, der Mehrheitsbevölkerung oder rechter Gruppierungen.
Doch auch Sprache kann Gewalt antun. Die Wirkmächtigkeit von Diskriminierungen gegenüber Roma lässt sich am Fortleben der stets auch kulturell vermittelten Denkmuster und Bilder vom „Zigeuner“ ablesen. Die gängigsten Stereotype sind, dass Roma einen verbreiteten Hang zum Diebstahl und per se viele Kinder hätten, dass sie sich regulärer, abhängiger Arbeit verweigern würden oder dass sie nicht sesshaft seien. Weitere, in diesem Fall auch geschlechterstereotype Zuschreibungen sind, dass „Zigeunerinnen“ aus der Hand lesen könnten oder als sexuell verführerisch gelten würden.
Es sind die Vorstellungen von dem „Zigeuner“, der zwar arm und mittellos, dafür reich an Lebensfreude, Emotionalität und Freiheit sei, die auch heute noch die Phantasien anregen.
In diesem Workshop wollen wir versuchen, uns gemeinsam ein Verständnis von Antiziganismus zu erarbeiten. Was beinhaltet dieser Begriff neben dem genannten noch? Woher kommt Antiziganismus? Wo und wie sind Menschen damit konkret konfrontiert? Wie äußert er sich in unterschiedlichen historischen Epochen? Welche Bedeutung kann das „Zigeunerbild“ in bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaften haben?
Beide Workshopteamer_innen sind Herausgeber_innen des Sammelband Antiziganistische Zustände. Zur Kritik eines allgegenwärtigen Ressentiments, Münster, 2009. Ihr thematischer Schwerpunkt ist die Verwobenheit von Geschichts-, bzw. Erinnerungspolitik mit Antiziganismus.
Die Einführungen setzen keine Vorkenntnisse voraus. Gewünscht ist eine respektvolle und offene Diskussionskultur, bei der sich niemand für Fragen zu genieren braucht oder sich wegen detaillierter Expert_innendebatten langweilen muss. Mit den Einführungen möchten wir zu Diskussionen über Geschichte, Theorie und Praxis der radikalen Linken anregen. Dabei geht es uns um die gemeinsame Aneignung und Weiterentwicklung kritischen Wissens. Denn die Waffen der Kritik gilt es für künftige Auseinandersetzungen scharf zu halten …
Samstag, 15-05-10 / 11 bis 18h
Infoladen Bremen, St. Pauli-Str. 10-12
Anmeldung bitte unter talpe@gmx.net