Freitag, 7. Dezember 2012 / 20 Uhr / Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen
Universalismus und Kulturrelativismus stehen einander scheinbar unversöhnlich gegenüber. Auf den zweiten Blick ist eine dichotome Trennung dieser beiden Kategorien jedoch nicht möglich, auch wenn sie nicht schlicht ineinander aufgelöst werden können. Das erschwert eine normative Zuordnung. Im Vortrag soll sich einer Verhältnisbestimmung angenähert werden, die emanzipatorische und repressive Momente auf beiden Seiten in den Blick nimmt. Illustriert wird dies anhand des Fallbeispiels weiblicher Genitalbeschneidung/Genitalverstümmelung, die als weltweite und sehr verschiedenartig ausgeführte Praxis Gegenstand heftiger Auseinandersetzungen ist. In der Regel wird dem Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit das Recht auf die Ausübung von Kultur, Tradition und/oder Religion gegenübergestellt. Für eine adäquate Herangehensweise ist dabei ein vermitteltes Verständnis von Kulturrelativismus und Universalismus notwendig, das Grundannahmen, Implikationen und normative Vorstellungen auf beiden Seiten in den Blick nimmt. Auf diese Weise kann ein Kritikmaßstab entwickelt werden, der die Verminderung menschlichen Leidens in den Mittelpunkt rückt.
Janne Mende forscht derzeit zur Frage kollektiver Menschenrechtsforderungen und zu den Begriffen von Kultur und Identität. Letzte Veröffentlichung: Begründungsmuster weiblicher Genitalverstümmelung. Zur Vermittlung von Kulturrelativismus und Universalismus, Bielefeld: Transcript Verlag, 2011.
Die Veranstaltung wird organisiert von associazione delle talpe in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Initiative Bremen.